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(Rechtshinweis) Stand: 28.05.2019

Neue Impulse am alten Stadtbahnhof Gifhorn
Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Dr. Frank Schröter

 

Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.

 

Bahnhöfe verfügen über ein großes Potential zur Stadtentwicklung. Sie bestimmen den ersten Eindruck von Gästen der Stadt und bieten vielfältige Nutzungsoptionen. Vor diesem Hintergrund kommt der Gestaltung des Bahnhofs und seines Umfeldes eine besondere Bedeutung zu. Die Stadt Gifhorn ist seit einiger Zeit dabei, den Bahnhofsbereich neu zu gestalten. Die Arbeiten sind fast abgeschlossen, also eine gute Zeit für die IfR-Regionalgruppe, sich die ersten Ergebnisse zeigen und erläutern zu lassen.

Unser IfR-Regionalgruppenmitglied F. Niemeyer hatte die Exkursion organisiert und konnte die Herren Moeller und Bley vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Gifhorn gewinnen, uns die Planungen zu erläutern. So traf sich die IfR-Regionalgruppe Niedersachsen am 24. Mai 2019 auf dem Bahnhofsvorplatz des Stadtbahnhofs in Gifhorn (vgl. Abb. 1).

IfR-Regionalgruppe vor dem Stadtbahnhof Gifhorn
Abb. 1
     Die IfR-Regionalgruppe Niedersachsen auf dem Bahnhofsvorplatz des Stadtbahnhofs in Gifhorn

Die Umgestaltung des Bahnhofsbereichs basiert auf einem städtebaulichen Wettbewerb (vgl. 1. Preis Städtebaulicher Wettbewerb, Busbahnhof Gifhorn). Deutlichste Veränderung ist der neu gestaltete Haltepunkt für die Busse, der sich direkt an das alte Bahnhofsgebäude anschließt (vgl. Abb. 2). Leider ist dies nicht der zentrale Umsteigepunkt des ÖPNV in Gifhorn, dieser liegt direkt in der Innenstadt (vgl. Abb. 15 und 16 weiter unten). Mittel- bis langfristiges Ziel ist aber die Stärkung dieses Haltepunktes. Voraussetzung ist die Realisierung des Stundentakts der Bahn Richtung Braunschweig und eine begleitende Neustrukturierung des ÖPNV in Gifhorn.

Der lange Zeit im Dornröschen-Schlaf gelegene Bahnhof Gifhorn-Stadt hat sich in den letzten Jahren zu einem maßgeblichen innerstädtischen Entwicklungsgebiet für die Stadt Gifhorn entwickelt, wie uns Herr Moeller erklärte (vgl. Abb. 3). Auf den alten Gewerbeflächen im Umfeld haben sich in Folge des Strukturwandels in den letzten Jahren neue Nutzungen, vor allem im Geschosswohnungsbau und Dienstleistungsbereich entwickelt. Aber auch in seiner Verkehrsfunktion hat der Bahnhof durch die in jüngster Zeit eingeleitete Förderung des Regionalverkehrs wieder an Bedeutung gewonnen und wird aktuell zu einem Pendlerknoten zwischen Bus- und Schienenverkehr ausgebaut. Zudem entstehen ergänzende B+R- sowie P+R-Anlagen. Die Stadt Gifhorn hat durch Übernahme des alten Bahnhofsgebäudes und Teilen des Bahngeländes maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Eine Umnutzung des alten Bahnhofsgebäudes steht noch bevor.

  Busbahnhof Gifhorn   IfR-Regionalgruppe Niedersachsen
Abb. 2     Busbahnhof als Fortführung des Stadtbahnhofs   Abb. 3     Herr Moeller erläutert die städtebaulichen Rahmenbedingungen in Gifhorn

Das Dach des Busbahnhofs wird vollständig beleuchtet sein. Die in Abb. 4 zu erkennenden kleinen weißen Dreiecke sollen eine Lichtillumination erzeugen (vgl. auch 1. Preis Städtebaulicher Wettbewerb, Busbahnhof Gifhorn). Leider konnten wir uns diesen Effekt noch nicht ansehen. Für die Nutzung nicht optimal waren die getrennten Planungen zum Busbahnhof und zum Umbau der Gleise durch die DB. So hört beispielsweise das Dach entsprechend dem Verlauf der Grundstücksgrenze am Bahnsteig auf. Dadurch ist der Übergang von Bushaltepunkt zum Zug nicht (optimal)  witterungsgeschützt (vgl. Abb. 5).

Busbahnhofsdach     Gleis ohne Dach
Abb. 4     Dach des Busbahnhofs   Abb. 5     Bahngleis ohne Überdachung

Bei der Planung und Gestaltung wurde von der Stadt Gifhorn darauf geachtet, dass die Elemente der Neugestaltung (Farben, Materialien, etc.) auch im Umfeld aufgenommen wurden. Aus stadtgestalterischer Sicht sind auch die Halbkugeln interessant, die eine Alternative zu stadtbildprägenden Pollern darstellen (vgl. Abb. 6).

Bahnhofsumfeld    
Abb. 6     Aufnahme von Gestaltungselementen im Bahnhofsumfeld    

Im Umfeld des Stadtbahnhofs - am Rand der Innenstadt - ist ein neuer Verbrauchermarkt entstanden. Optisch kommt es hier zu einem harten Nutzungsübergang (vgl. Abb. 7). In diesem Zusammenhang wurden auch die Verkehrsflächen neugestaltet und geordnet (vgl. Abb. 8). Diese Art der Gestaltung und Nutzung könnte in den kommenden Jahren Richtung Innenstadt weitergeführt werden. Aktuell wird ein Verkehrsentwicklungsplan für Gifhorn erarbeitet, bei dem es auch um Nutzungs- und Flächenansprüche der unterschiedlichen Verkehrsmittel sowie die Prioritätensetzung gehen wird. In diesem Rahmen gab es auch bereits die ersten Beteiligungsprozesse.

Übergang Stadt Einkaufscenter     Straßenneugestaltung
Abb. 7     Einkaufscenter am Stadtrand   Abb. 8     Neugestalteter Straßenraum am Einkaufscenter

In der Nähe des alten Krankenhauses werden derzeit vier Mehrfamilienhäuser im sozialen Wohnungsbau errichtet (vgl. Abb. 9). Es sollen ca. 71 Sozialwohnungen mit Mieten von ca. 5,60 EUR/qm entstehen. Das Projekt wurde vom Land Niedersachsen gefördert.

Sozialer Wohnungsbau      
Abb. 9     Sozialer Wohnungsbau in Gifhorn    

In der Nähe entsteht ein weiteres Baugebiet, auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei. Ziel war eine hohe Dichte, ohne zu große, für Gifhorn untypische Verdichtung. Dies wurde mit viergeschossigen Mehrfamilienhäusern realisiert (vgl. Abb. 10 und 11).

Geschosswohnungs-Neubaugebiet     Geschosswohnungsneubau
Abb. 10     Neubaugebiet auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei   Abb. 11     Verdichtetes Neubaugebiet

Auf einem Teil der Fläche entstehen auch freistehende Einfamilienhäuser auf relativ kleinen Grundstücken. Wenn zwischen die Gebäude noch Garagen gebaut werden (wie geplant), könnte man die Gebäude auch (überspitzt) als  "freistehende Reihenhäuser" bezeichnen (vgl. Abb. 12 und 13). Planungsrechtlich wurde diese Bebauung mit einer halboffenen Bauweise, mit einseitiger Grenzbebauung umgesetzt.

Flächensparende Einfamilenhäuser     Freistehende Reihenhäuser
Abb. 12     Flächensparende freistehende Einfamilienhäuser   Abb. 13     Freistehende Reihenhäuser

 

Weiter ging unser Stadtrundgang Richtung Innenstadt und an den Beginn der Fußgängerzone (vgl. Abb. 14). Hier fiel die Vielzahl von kleinen Geschäften auf, die nicht zu den großen Ketten gehören. Sogar ein unabhängiges Kaufhaus gibt es hier noch. Die Belegungsquote ist hoch, Leerstände sind selten und eher von temporärer Natur.

Innenstadt Gifhorn      
Abb. 14     Fußgängerzone in der Innenstadt von Gifhorn    

 

In der Innenstadt konnten wir auch den zentralen Umsteigepunkt des ÖPNV in Gifhorn sehen. Hier wurde deutlich, dass für die Haltestelle zu wenig Fläche zur Verfügung steht (vgl. Abb. 15 und 16). Im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des ÖPNV, dem neuen Verkehrsentwicklungsplan und dem lange erhofften Stundentakt der Bahn in Richtung Braunschweig, soll auch an einer Verbesserung dieser Situation gearbeitet werden.

Bushaltestelle, leer     Bushaltestelle, voll
Abb. 15     Zentraler Umsteigepunkt in der Innenstadt, leer   Abb. 16     Zentraler Umsteigepunkt in der Innenstadt, voll

In Innenstadtnähe ist auch ein neuer, moderner Supermarkt entstanden. Der Stadt war es hier wichtig, die Nahversorgung auch für die BewohnerInnnen der Innenstadt zu erhalten bzw. (nach Schließung anderer Lebensmittelmärkte) zu reaktivieren. Gleichzeitig wurde eine Parkgarage für die Beschäftigten und Kunden der Innenstadt gebaut (vgl. Abb. 17 und 18). Derzeit erweist sich die Bewirtschaftung des Parkplatzes aber noch als Nutzungshindernis. Einen Parkschein zu ziehen und sich die Parkgebühr beim Einkauf erstatten zu lassen wird anscheinend als zu hoher Aufwand angesehen!?

IfR-Regionalgruppe vor dem Supermarkt     Parkgarage Gifhorn
Abb. 17     Neubau eines Nahversorgers in der Innenstadt Gifhorn   Abb. 18     Parkgarage

Auf dem Supermarktparkplatz befinden sich auch Parkplätze für Elektroautos, mit entsprechenden Ladesäulen (vgl. Abb. 19).

E-Auto Stellplatz und Ladesäule      
Abb. 19     E-Auto Stellplätze mit Ladesäule auf dem Supermarktparkplatz    

Der fachliche Abschluss unserer Tour fand auf dem Rathausplatz statt (vgl. Abb. 20). Der sonstige Abschluss unserer Exkursion dann im Deutschen Haus in Gifhorn (vgl. Abb. 21), hier konnten wir das gute Essen genießen und den Tag bei netten Gesprächen ausklingen lassen.

IfR-Regionalgruppe auf dem Rathausplatz     IfR-Regionalgruppe
Abb. 20     IfR-Regionalgruppe auf dem Rathausplatz   Abb. 21     Exkursionsausklang im Deutschen Haus

 

 

 

Anmerkung:
Alle Fotos: Dr. Frank Schröter

Frank Schröter
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)

 

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