(Zitierhinweis) | Stand: Aug. 2006, zuletzt geändert 23. Juni 2009 |
Die Bedeutung des
demografischen Wandels für die Umwelt
Dr. Frank
Schröter
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Inhalt:
2 Einflussfaktoren und zentrale Prozesse
2.1 Anzahl und Struktur der Haushalte
8 Zusammenfassung und Ausblick
1 Einleitung
Nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes (mittlere Variante) wird die Bevölkerungszahl der Bundesrepublik bis zum Jahr 2050 um ca. 9 Prozent zurückgehen (Pötzsch/Sommer, 2003, 26). Gleichzeitig wird die Lebenserwartung steigen und die Zuwanderung von Migrantinnen und Migranten zunehmen. Diese Entwicklungen werden unter dem Begriff „demografische Wandel“ subsumiert und mit den Stichworten „weniger“, „älter“ und „bunter“ charakterisiert. Daran, dass dieser demografische Wandel kommen wird, bestehen in der Fachwelt kaum noch Zweifel. Lediglich die Ausprägungen werden nicht überall gleich schnell und intensiv zu beobachten sein. Wachsende und schrumpfende Regionen liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Geht man davon aus, dass die Bevölkerungszahl in der Bundesrepublik in den nächsten Jahren zurückgehen wird, so liegt die Vermutung nahe, dass damit auch die anthropogen bedingten Umweltbelastungen zurückgehen müssten. Das dies nicht zwangsläufig so ist, wird im folgenden ausgeführt.
2 Einflussfaktoren und zentrale Prozesse
Obwohl man von anthropogenen Umweltbelastungen spricht, werden diese nur selten direkt von den einzelnen Menschen verursacht (z. B Trittschäden durch Wanderer). In den meisten Fällen entstehen die Umweltbelastungen durch die kollektive Befriedigung menschlicher Bedürfnisse (z. B. Wohnen, Mobilität). Dies erklärt, warum man sich neben dem rein zahlenmäßigen Rückgang der Bevölkerungszahlen auch mit diesen Prozessen, ihren Entwicklungen und Determinanten auseinandersetzen muss.
Betrachtet man die Belastungen in den einzelnen Umweltbereichen und ihre Abhängigkeiten von demografischen Prozessen, so zeigt sich, dass es einige zentrale Einflussfaktoren und Prozesse gibt, auf die die meisten Umweltbelastungen ursächlich zurückgeführt werden können. Hier sind insbesondere zu nennen:
- Anzahl und Struktur der Haushalte
- Einstellung der Menschen zum umweltschonenden Verhalten
- Mobilität der Bevölkerung
2.1 Anzahl und Struktur der Haushalte
Bei der Entwicklung und Struktur der privaten Haushalte sind zwei Tendenzen ableitbar. Trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen wird die Anzahl der Haushalte und damit die von Ihnen abhängige Umweltbelastung zunehmen. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung erklärt sich durch den zweiten Trend: Dem Trend zu kleineren Haushalten. Bedingt durch die Individualisierung der Lebensstile, der erhöhten Scheidungsrate und der frühzeitigen Selbständigkeit der Jugendlichen hat die Haushaltsgröße (Anzahl Personen je Haushalt) in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen. Dieser Trend zum Singlehaushalt wird auch in der Zukunft anhalten. So geht beispielsweise das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in seiner neuen Raumordnungsprognose 2020/2050 davon aus, dass bis 2020 der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte auf über 75 % an allen Haushalten steigen wird (BBR, 2006).
2.2 Einstellung der Menschen zum umweltschonenden Verhalten
Ein weiterer Einflussfaktor auf das Verhältnis zwischen Anzahl der Menschen und anthropogenen Umweltbelastungen, ist das Verhalten der Menschen. Bleibt das (umweltbelastende) Verhalten der Menschen im Zeitverlauf konstant, so werden mit dem Rückgang der Bevölkerungszahl auch die Umweltbelastungen zurück gehen. Verändern die verbleibenden Menschen jedoch Ihr Verhalten, in Richtung einer Intensivierung der umweltbelastenden Aktivitäten, so können auch weniger Menschen die gleiche Belastung der Umwelt verursachen. Natürlich wäre (theoretisch) auch ein stärkerer Rückgang der Umweltbelastungen denkbar, wenn die Bevölkerung ihr Verhalten zu Gunsten des Umweltschutzes ändern würde.
Kennzeichen des demografischen Wandels sind die Erhöhung der Anteile der älteren Menschen sowie der Migrantinnen und Migranten. Da mit dieser Erhöhung der Anteile auch eine Erhöhung der absoluten Zahlen verbunden ist, wird die Bedeutung der spezifischen Verhaltensweisen der jeweiligen Personengruppe zunehmen. Die möglichen Konsequenzen lassen sich an zwei Beispielen verdeutlichen.
Ausländer haben eine andere Mobilität als Deutsche. Erste Anhaltspunkte für diese These liefert die Studie „Mobilität in Deutschland 2002“ (DIW, 2003). So liegt die ständige Pkw-Verfügbarkeit beispielsweise bei Ausländern nur bei 55 %, während sie bei den Deutschen bei 70 % liegt. Auch wird das Fahrrad (als mögliches alternatives Verkehrsmittel im Rahmen einer zukünftigen nachhaltigen Mobilität) von nahezu 50 % der Ausländer nie als Verkehrsmittel genutzt (37 % bei den Deutschen). Der ÖV weist dagegen eine höhere Nutzung auf. So gaben 25 % der Ausländer an, (fast) täglich Bus oder Bahn zu nutzen, gegenüber einem Anteil von nur 13 % bei den Deutschen. Diese Zahlen zum Verkehrsverhalten sind umso aussagekräftiger, wenn man berücksichtigt, dass der Unterschied im Anteil der Personen, die einen Führerschein besitzen, bei Deutschen und Ausländern lediglich bei 1 % liegt. In der Konsequenz bedeutet dieses Verhalten, dass Ausländer viel stärker als Zielgruppe des öffentlichen Verkehrs gesehen werden müssen und sich die ÖV-Betriebe verstärkt auf die Wünsche und Anforderungen dieser Zielgruppe einstellen sollte. Hierdurch kann der umweltverträgliche öffentliche Verkehr gestärkt werden und mögliche Steigerungen der Verkehrsstärke lassen sich abmildern.
Ältere Haushalte konsumieren anders als jüngere Haushalte. Wie die Ergebnisse der jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe zeigen, haben Seniorenhaushalte ein anderes Konsumverhalten als jüngere Haushalte. So wendeten die Haushalte älterer Menschen z. B. für Pauschalreisen mehr auf (bis zu 4,3% ihres Konsumbudgets) als der Durchschnitt aller Haushalte (2,8%) (Statistisches Bundesamt, 2005). In der Konsequenz bieten sich hier neue Geschäftsfelder, z. B. im Städtetourismus, die allerdings zu einer Zunahme des Freizeitverkehrs (und den damit verbundenen Umweltbelastungen) führen können.
2.3 Mobilität der Bevölkerung
Schließlich muss der Verkehr bzw. die Mobilität der Bevölkerung als zentraler Prozess der Beziehung zwischen demografischer Entwicklung und Qualität der Umwelt konstatiert werden.
Eine ausführliche Darstellung der Zusammenhänge zwischen demografischer Entwicklung und der Zukunft der Mobilität findet sich bei Schröter (2005), an dieser Stelle sollen daher nur die wesentlichen Aspekte thesenartig wiedergegeben werden, die dafür ausschlaggebend sind, dass die Verkehrsstärke trotz Bevölkerungsrückgang wahrscheinlich nicht abnehmen wird:
(1) Die Motorisierung der Bevölkerung hat sich bisher unabhängig von der Bevölkerung entwickelt. Der von der Autoindustrie forcierte Trend zum nutzungsbezogenen Zweitwagen (Stadtauto, Familienauto, Urlaubsauto, Freizeitauto) unterstützt diese Entwicklung.
(2) Bedingt durch die Veränderung der Arbeitswelt sind Familienformen auf dem Vormarsch, die mit räumlicher Trennung verbunden sind (Wochenendehen). Die Wege zwischen den Familienmitgliedern werden länger.
(3) Im Gegensatz zu früheren (Frauen)Generation gibt es in der heutigen Generation nahezu keinen Unterschied mehr zwischen dem Führerschein-/Pkw-Besitz zwischen Frauen und Männern. Während die heutigen Seniorinnen, aufgrund des fehlenden eigenen Führerscheins, auf ihren Ehepartner angewiesen sind und nach dessen Ableben den Pkw nicht mehr nutzen können, wird dies bei den zukünftigen Seniorinnen (den jungen Frauen von heute) nicht mehr der Fall sein. Sie sind es gewohnt, den Pkw eigenständig zu nutzen und werden dies auch weiterhin tun (Wahlfreiheit).
(4) Die Hochbetagten (über 90jährige) sind darauf angewiesen, dass die Versorgung (per Auto) zu ihnen gelangt. Dies gilt insbesondere für die Personen, die früher in das Umland der Städte gezogen sind.
(5) Die Suburbanisierung hat zu einer dispersen Bevölkerungsverteilung geführt, die als ÖV-unfreundlich angesehen werden muss. Insbesondere in den ländlichen Räumen wird der Pkw unverzichtbar sein.
(6) Die zurückgehende Auslastung von Infrastruktureinrichtungen führt zu einer Zentralisierung. Größere Einzugsbereiche, sei es von Schulen oder Abfallverbrennungsanlagen, führen zu mehr Verkehr.
(7) Das zunehmende Lebensalter führt dazu, dass die verbleibende Lebenszeit nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben länger wird. Mehr Zeit, eine verbesserte Gesundheit und eine andere Lebenseinstellung führen zu vermehrten Freizeitaktivitäten, die wiederum zu einer Zunahme des Freizeitverkehrs führen.
(8) Der umweltfreundliche öffentliche Verkehr wird besonders von den Auswirkungen des demografischen Wandels getroffen. Ein Rückgang der Schülerzahlen und wahlfreie Seniorinnen bedeuten Einnahmeverluste, denen auf der anderen Seite erhöhte Aufwendungen für eine seniorengerechte Mobilitätsabwicklung gegenüberstehen.
Allein anhand dieser Thesen wird deutlich, dass das weniger an Menschen nicht gleichzeitig ein weniger an Verkehr und den damit verbundenen Umweltbelastungen bedeuten muss. Dieser Zusammenhang konnte mit Hilfe eines Verkehrssimulationsmodells exemplarisch für die Region Braunschweig nachgewiesen werden. Hier muss, trotz eines Bevölkerungsrückgangs um drei Prozent, mit einer Zunahme der Verkehrsbelastung von vier Prozent bis zum Jahr 2030 gerechnet werden (vgl. Wermuth/Schröter/Strobel, 2004). Bestätigung erfährt diese Aussage auch durch den neuen Raumordnungsbericht. Hier geht das BBR selbst in den sehr stark vom Bevölkerungsrückgang betroffenen neuen Ländern noch von einer „sehr geringen Zunahme der Anzahl der Personenfahrten“ aus (BBR, 2005, 75). Insgesamt erwartet das BBR eine Zunahme der Verkehrsleistung um 24% bis zum Jahr 2015.
Trotz abnehmender Bevölkerung ist daher mit einem weiteren Anwachsen des Verkehrs zu rechnen. Aktuelle Szenarien gehen von einem Anstieg bis zum Jahr 2025 von 10 Prozent beim Individualverkehr und bis zu 80 Prozent beim Güterverkehr aus (ifmo, 2005).
Für die Umwelt bedeutet diese Entwicklung der Verkehrsleistung, dass auf jeden Fall Umweltbelastungen wie Flächenverbrauch, Lärm, Trennwirkung und evtl. auch der Energieverbrauch weiter zunehmen werden. Für den Bereich der verkehrsbedingten Schadstoffe lässt sich die Entwicklung nicht sicher vorhersagen. Emissionsreduzierend wirken sich die bessere Technik und der Einsatz von Biokraftstoffen aus, die jedoch z. T. durch die höhere Verkehrsleistung kompensiert werden.
Die zentralen Einflussfaktoren und Begleitprozesse des demografischen Wandels (vgl. Abb. 1) führen zu Veränderungen in den unterschiedlichen Umweltbereichen, die im folgenden näher erläutert werden.
Abb. 1: Zentrale Begleitprozesse des demografischen Wandels mit Auswirkungen auf die Umwelt
(Quelle: eigene Darstellung)
3 Natur und Landschaft
Aspekte, die im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung zu Veränderungen in Natur und Landschaft führen, sind insbesondere:
- Freizeitaktivitäten,
- Siedlungsentwicklung
- Verkehrsaufkommen
Durch die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung werden die Freizeitaktivitäten zunehmen. Gleichzeitig wird die veränderte Altersstruktur der Bevölkerung dazu führen, des es im Bereich Tourismus zu einer Schwerpunktverlagerung zu den Bereichen Gesundheit, Kultur, Sprachen und beschauliche Aktivitäten kommt. In der Summe werden diese Entwicklungen zu einer Erhöhung des Erholungsdrucks auf Natur und Landschaft führen.
Im Bereich der Siedlungsentwicklung bietet der Überhang auf dem Wohnungsmarkt mit seinen Konsequenzen Leerstand und ggf. Rückbau, eine Chance für Natur und Landschaft. Bei der konkreten Ausprägung dieser Chance muss jedoch zwischen städtischem und ländlichem Umfeld unterschieden werden.
Im städtischen Umfeld bietet sich die Chance für Natur und Landschaft eher indirekt. Hier kann der Rückbau für Qualitätsverbesserungen im Bestand genutzt werden. Durch die nachträgliche Schaffung von Gärten, Besonnung, ruhiger Lage und einem „grünen“ Wohnumfeld kann die städtische Wohnung mit dem „Haus im Grünen“ konkurrieren. In der Folge kann diese „Chancengleichheit“ zu einem Verzicht auf den Neubau auf der grünen Wiese führen und so zum Erhalt von Natur und Landschaft.
Im ländlichen Raum kann der Rückbau direkt dazu führen, dass besiedelte Flächen wieder in naturbelassene Räume zurückgeführt werden. Allerdings erfordert der Rückbau klare Ziele der Gesellschaft für die Renaturierung. In Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten muss man sich für Natur, Wildnis, Erholung, Freizeit, etc. als künftige Nutzung entscheiden.
Eine weitere Einschränkung, die sich beim Rückbau ergibt, ist die Veränderung der Kulturlandschaft. Will man die Kulturlandschaften (trotz fehlender Nutzer) erhalten, so erfordert dies die Pflege kulturlandschaftstypischer Biotope. In Abhängigkeit vom jeweiligen Standort müssen die bedeutsamen Teile der Kulturlandschaft identifiziert und ggf. eine Pflege organisiert werden. Insgesamt ist es erforderlich, zu einer standortbezogenen Fortentwicklung der Kulturlandschaft kommen.
In diesem Zusammenhang muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, das der gezielte Rückbau und die nachfolgende Renaturierung entsprechende Finanzmittel voraussetzt. Ohne die Verfügbarkeit entsprechender Mittel wird es lediglich zum Zerfall von Gebäuden kommen und die Natur wird sich die Flächen langsam zurückerobern (Kulturwildnis).
Das „Zurückweichen“ der Menschen bietet gleichzeitig mehr Raum für Tiere. Diese Entwicklung ist in den neuen Bundesländern beim Wolf und Bären schon zu beobachten (vgl. Abb. 2). Aber auch hier stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung von der Gesellschaft zugelassen wird, d.h. wie groß ist die gesellschaftliche Akzeptanz für gefährliche Raubtiere wie Wolf und Bär!? „Laut einer repräsentativen EMNID-Umfrage im Auftrag der Deutschen Wildtier Stiftung aus dem vergangenen Jahr, ist die Hälfte (49 %) aller Deutschen der Meinung, dass alle einst in Deutschland lebenden Wildtiere das Recht haben, sich hier wieder anzusiedeln. Weniger als ein Drittel der Bevölkerung (30 %) sprach sich gegen eine Rückkehr von Wolf und Braunbär aus“ (Deutsche Wildtier Stiftung, 2006).
Abb. 2: Vorkommen wildlebender Raubtiere in Deutschland
(Quelle: Kröhnert/Medicus/Klingholz, 2006: 10)Damit Konflikte vermieden werden, ist in den betroffenen Bereichen entweder ein dauerhafter Verzicht auf eine land- und forstwirtschaftliche Nutzung erforderlich, oder es muss geregelt werden, wie geeignete Schutzmaßnahmen für Schafherden und Bienenstöcke (z. B. durch Elektrozäune) umgesetzt und wie möglicherweise trotzdem auftretende Schäden ausgeglichen werden können (vgl. hierzu auch BMU-Hintergrundpapier: Die Wölfe sind zurück).
Für die Qualität eines Naturraumes ist auch seine Größe ausschlaggebend, d.h. die zusammenhängende, ungestörte Fläche. Die Störung von (Wege-)Beziehungen in funktional zusammenhängenden Räumen oder komplementären Nutzungen wird als Trennwirkung bezeichnet. Von dieser Trennwirkung können sowohl Menschen wie auch Tiere betroffen sein. Die Trennwirkung wird von den Trassen des Verkehrs verursacht und wird durch die Erhöhung des Verkehrsaufkommens zunehmen. Der Verkehr ist dabei in zweifacher Hinsicht Verursacher der Trennwirkung. Zum einen wird durch den Neubau von Straßentrassen Trennwirkung geschaffen (Zerschneidung von Räumen) und zum anderen wird durch eine Zunahme der Verkehrsstärke eine bereits vorhandene Trennwirkung verstärkt.
Durch die Erhöhung des Verkehrsaufkommens wird auch die Verlärmung zunehmen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes ist bereits heute durch Straßenverkehr knapp die Hälfte der Bevölkerung mit Pegeln, bei denen Beeinträchtigungen des physischen und sozialen Wohlbefindens zu erwarten sind (Lm über 55 dB(A) tags), belastet (UBA, 2006). Mit der Zunahme der Verkehrsstärke wird dieser Anteil weiter zunehmen. Sofern man nicht direkt beim Verursacher ansetzt und die Verkehrsstärke reduziert, sind mehrere Konsequenzen möglich, die alle negative Auswirkungen auf den Bereich Natur und Landschaft haben:
- Rückzug der Betroffenen in unbelastete Räume (Suburbanisierung)
- Ausbau der Lärmschutzeinrichtungen (Beeinträchtigung des Landschaftsbildes)
- Ausbau des passiven Lärmschutzes (Beeinträchtigung der Aufenthaltsqualität)
4 Energie
Die Höhe des Energieverbrauchs (Strom und Wärme) der privaten Haushalte hat direkten Einfluss auf die Menge der zu produzierenden Energie. Hiervon (und der Art der gewählten Energieträger) hängen wiederum Flächenverbrauch und Schadstoffbelastung des Energiesektors ab.
Der private Energieverbrauch wird nicht auf einzelne Personen bezogen, sondern auf Haushalte. Daher ist die Zahl der Haushalte, neben dem individuellen Energieverbrauch der einzelnen Haushaltsmitglieder (Personen), ein wichtiger Einflussfaktor auf die Entwicklung des Energieverbrauchs.
Dass die Anzahl der Haushalte in Zukunft zunehmen und gleichzeitig die Haushaltsgröße (Personen je Haushalt) weiter abnehmen wird, wurde bereits oben dargelegt. Eine Zunahme der Anzahl der Haushalte führt demnach zu einem steigenden Energieverbrauch der privaten Haushalte. Dies gilt insbesondere, wenn man berücksichtigt, dass kleine Haushalte mehr Strom verbrauchen, d.h. der Stromverbrauch umgekehrt proportional zur Anzahl der Personen im Haushalt ist. Hinzu kommt, dass kleinere Haushalt i.d.R. über eine größere zu beheizende Wohnfläche pro Person verfügen.
Diese Zunahme des Energieverbrauchs wird jedoch durch gegenläufige Entwicklungen bei den Einflussfaktoren Gebäudetyp und Geräteausstattung abgeschwächt. Der Energieverbrauch der Gebäude hängt im wesentlichen von der Bauform und dem Gebäudealter ab und nimmt vom Mehrfamilienhaus zum Einfamilienhaus hin zu, ebenso wie vom Neubau zum Altbau. Bedingt durch die Suburbanisierung hat zwar der Einfamilienhausanteil in der Bundesrepublik in den letzten Jahren zugenommen, gleichzeitig sind diese Gebäude auf der „grünen Wiese“ jedoch energetisch optimiert. Hinzu kommt, dass der Wohnungsbestand an die Wohnwünsche der Bevölkerung angepasst wurde. Sofern die Wohnungen nicht den Wunschvorstellungen entsprachen wurden sie nicht mehr nachgefragt und standen leer. Diesem Leerstand folgte der Abriss älterer Gebäude mit hohem Energieverbrauch bzw. die Modernisierung. Gleichzeitig gab es (in geringem Umfang) auch Neubau von Mehrfamilienhäusern, die ebenfalls nach aktuellen energetischen Gesichtspunkten konzipiert wurden. Diese Entwicklungen führen in der Summe zu einem geringeren Energieverbrauch.
Ähnliche Effekte sind bei der Geräteausstattung zu beobachten. Zum einen werden in zunehmenden Maße energiesparende Geräte eingesetzt und zum anderen ist in vielen Bereichen eine Gerätesättigung zu beobachten, wodurch die Anzahl der Stromverbraucher im Haushalt konstant bleibt und gleichzeitig der Stromverbrauch je Gerät reduziert wird. Insgesamt ist auch in diesem Bereich für die Zukunft ein Rückgang des Verbrauchs zu erwarten.
Für eine verlässliche Prognose des Energieverbrauchs muss jedoch beachtet werden, dass sich diese Faktoren z. T. gegenseitig beeinflussen. So gibt es Zusammenhänge zwischen Gebäudetyp und Wohnungsgröße, sowie zwischen Wohnungsgröße und Geräteausstattung. Hinzu kommt, dass nahezu alle Bereiche auch von der Einkommenssituation und der Haushaltsgröße abhängig sind.
Aus diesen Ausführungen wird bereits deutlich, dass im Energiebereich die Auswirkungen des demografischen Wandels nur schwer zu prognostizieren sind. Ansatzpunkte für die voraussichtliche Entwicklung lassen sich jedoch aus der Arbeit von Köllermeier (2005) gewinnen. Köllermeier hat ein einfaches Modell entwickelt, mit dessen Hilfe die komplexen Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch miteinander verbunden werden können (vgl. Abb. 3). Modellrechungen für den niedersächsischen Landkreis Goslar (vgl. Köllermeier, 2005) zeigen, dass es bei einem Bevölkerungsrückgang von 11 Prozent insgesamt zu einem Rückgang des Energieverbrauchs in gleicher Größenordnung kommt, wenn man ausschließlich die personenabhängigen Faktoren berücksichtigt. Werden auch die weiteren Einflussfaktoren berücksichtigt, ist sogar ein Rückgang des Energieverbrauchs von bis zu 17 Prozent denkbar.
Abb. 3: Einflussfaktoren auf den Stromverbrauch
(Quelle: Köllermeier, 2005: 30)Für die von den Energieunternehmen vorzuhaltende Energie ist jedoch der Jahresstromverbrauch nur von untergeordneter Bedeutung. Die vorzuhaltende Energie wird insbesondere vom Tageslastgang und hierbei vom Spitzenwert bestimmt. Sofern es nicht zu einem Stromausfall kommen soll, muss zum Zeitpunkt der größten, gleichzeitigen Nachfrage die benötigte Strommenge zur Verfügung stehen. Köllermeier hat daher auch untersucht, welche Veränderungen sich beim Tageslastgang und den Spitzenwerten durch den demografischen Wandel ergeben. Sie kommt zu dem Schluss, das beim Tageslastgang im Modellgebiet, sogar ein Rückgang des Energieverbrauchs um bis zu 26 Prozent möglich ist.
Der rückläufige Stromverbrauch ermöglicht die Reduktion der Energieproduktion und damit der Schadstoffbelastung. Gleichzeitig wird hierdurch eine Chancen für eine Zunahme des Anteils regenerativer Energien eröffnet, da die regenerativen Energien nun einen größeren Beitrag zum gesamten Stromverbrauch leisten können. Vorurteile über die geringe mögliche Bedeutung der regenerativen Energien können so entkräftet werden.
Eine geringere Energieproduktion ist zwar mit einem Rückgang der energiebedingten Schadstoffbelastungen verbunden, jedoch werden weitere direkte Auswirkungen auf die Landschaft ausbleiben. Ein Rückbau von Energieversorgungsleitungen, ähnlich dem Rückbau nicht mehr benötigter Wohngebäude, hängt nicht nur von der Nachfrage ab, sondern auch von der Stromeinspeisung bzw. –durchleitung (alternativer Energien), der vorhandenen Netzstruktur und der räumlichen Homogenität des Verbrauchsrückgangs. So wird bereits heute die Kapazität vieler Stromleitungen hauptsächlich von der eingespeisten (alternativen) Energie bestimmt und muss unabhängig von der Stromentnahme vorgehalten werden. Ein weiterer Einflussfaktor auf einen möglichen Rückbau ist die Netzstruktur. Diese muss im räumlichen Zusammenhang gesehen werden. Eine Stilllegung einzelner Netzelemente ist nur möglich, wenn dadurch das restliche Netz betriebsbereit bleibt. Schließlich kann ein Rückbau nur bei räumlicher Homogenität des Verbrauchsrückgangs erfolgen, so kann beispielsweise ein Hochhaus erst dann von der Energieversorgung abgekoppelt werden, wenn der letzte Bewohner ausgezogen ist.
5 Wasser
Ein Einfluss des demografischen Wandels auf das Grund- und Oberflächenwasser ergibt sich für folgende Bereiche:
- Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung
- durch Versiegelung reduzierte Versickerung
- Verschmutzungsintensität der Gewässer durch die Einleitung von Abwasser
Der Wasserverbrauch je Person ist in der Bundesrepublik seit Jahren rückläufig (vgl. Abb. 4). Die wesentlichen Ursachen hierfür liegen im veränderten Bewusstsein und dem Einsatz von wassersparenden Armaturen. Gegenläufige Tendenzen sind derzeit nicht erkennbar, daher werden weniger Menschen auch weniger Wasser verbrauchen. Wie stark sich dieser Verbrauchsrückgang auswirken wird, hängt jedoch von der speziellen örtlichen Situation ab. Ähnlich wie beim Energieverbrauch muss die räumliche Verteilung der Nutzerinnen und Nutzer berücksichtigt werden. Sofern es „nur“ zu Wohnungsleerstand, mit wenigen verbleibenden Mietern kommt, müssen Leitungssysteme und Versorgung erhalten bleiben. Im Einzelfall kann dies zu Leitungsspülungen mit Trinkwasser führen, die aus hygienischen Gründen erforderlich werden. Der Verbrauchsrückgang kann dadurch gemindert werden.
Abb. 4: Entwicklung des personenbezogenen Wasserverbrauchs in Litern pro Einwohner und Tag (Deutschland)
(Quelle: BGW, 2006)In Abhängigkeit vom spezifischen Verbrauchsrückgang kann es aus wirtschaftlichen und versorgungstechnischen Gründen sinnvoll sein, die Wasserversorgung zu konzentrieren. Folgen können die Aufgabe kleiner Wasserschutzgebiete (WSG) und die vermehrte Wasserentnahme in den verbleibenden Schutzgebieten sein. Mögliche Umweltwirkungen sind die bekannten Folgewirkungen einer zu starken Grundwasserentnahme, sowie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Umweltbereichen, sofern für den Wassertransport neue Fernleitungen gebaut werden müssen.
Durch die Aufgabe bestimmter Siedlungsbereiche kann es, sofern ein Rückbau der Gebäude und Straßen erfolgt, zu einem Rückgang der versiegelten Fläche kommen. In diesem Fall wird der Versickerungsanteil erhöht und führt zu positiven Effekten auf den Wasserhaushalt.
Bei der Nutzung der Oberflächengewässer für die Trinkwassergewinnung sind die gleichen Veränderungen wie beim Grundwasser zu erwarten. Zusätzlich können positive Effekte durch die Reduzierung der Abwassermengen auftreten. Wobei auch hier eine Abschwächung der Effekte durch die Spülung der Leitungen (u. a. zur Vermeidung von Geruchsbelästigungen) und die Minderauslastung der Kläranlagen denkbar ist. Im Einzelfall kann diese „Überdimensionierung“ der Kläranlagen zur eingeschränkten Leistungsfähigkeit der Anlage führen.
Insgesamt ist durch den demografischen Wandel eine Schonung der Wasserressourcen zu erwarten, sofern keine neuen Fernleitungen verlegt werden müssen und die Spülung der Leitungen weitgehend unterbleiben kann.
6 Boden
Für die Inanspruchnahme des Bodens werden weiterhin zwei Trends ausschlaggebend sein. Dies ist zum einen der Wohnungsleerstand und zum anderen die Suburbanisierung mit dem damit verbundenen Wohnungsneubau.
Der Wohnungsleerstand ergibt sich aus dem Rückgang der Bevölkerung, bei gleichzeitigem unverändertem Wohnungsangebot, sowie nicht nachfragegerechten Wohnungen und einer unzureichenden Wohnumfeldqualität. Als „normal“ wird eine Leerstandsquote von zwei bis drei Prozent angesehen, die als so genannte Fluktuationsreserve benötigt wird. Derzeit sind in den Kreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik jedoch Leerstandsquoten von über 13 % im Geschosswohnungsbau keine Seltenheit (vgl. Abb. 5).
Abb. 5: Leerstandsquoten von Geschosswohnungen 2004
(Quelle: empirica, 2005)
Der Wohnungsleerstand könnte sich durch Abriss und Schaffung von Grün- und Freiflächen positiv auf die Umwelt auswirken. Hierdurch könnte in der Bilanz die Neuinanspruchnahme von Boden teilweise ausgeglichen und der Wohnungsneubau reduziert werden, wenn der Rückbau für Qualitätsverbesserungen im Bestand genutzt wird und somit das Wohnungsangebot der Nachfrage angepasst wird. Da der Wohnungsleerstand im Regelfall jedoch mit Einwohnerverlusten einhergeht, ist zu befürchten, dass den betroffenen Kommunen die finanziellen Ressourcen für einen qualitätsvollen Rückbau fehlen werden.
Parallel zum Wohnungsleerstand wird es weiterhin Wohnungsneubau geben. Dies liegt im wesentlichen an der nicht nachfragegerechten Wohnungssubstanz und dem steigenden Wohnflächenkonsum. In den vergangenen Jahren ist der Wohnfläche pro Person kontinuierlich angestiegen. Während den Bundesbürgern 1960 durchschnittlich 14 Quadratmeter zur Verfügung standen, liegt dieser Wert im Jahr 2005 bereits bei 46 Quadratmetern. Ein weiterer Anstieg der Wohnfläche pro Person in der Zukunft ist wahrscheinlich, wobei sich die durchschnittliche Wohnfläche in den neuen Bundesländern dem Durchschnittswert der alten Bundesländer angleichen wird (vgl. Abb. 6). In der Folge wird dies zu einem jährlichen Zuwachs der Wohneinheiten von 330.000 bis zum Jahr 2010 führen (LBS research, 2005). Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der aktuelle Raumordnungsbericht. Hier (BBR, 2005, 142) wird von einem jährlichen Neubaubedarf von 340.000 Wohneinheiten bis zum Jahr 2015 ausgegangen.
Abb. 6: Prognose der Wohnflächenentwicklung bis 2030
(Quelle: LBS research, 2005)Diese Entwicklungen führen zu einem erneuten Anstieg des Flächenverbrauchs. So geht beispielsweise das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im aktuellen Raumordnungsbericht davon aus, dass der Flächenverbrauch bis zum Jahr 2020 von derzeit 93 ha wieder auf einen Wert von 104 ha/Tag ansteigen wird (BBR, 2005: 57).
Wie bereits oben dargelegt wurde, korreliert dieser Trend der Siedlungsflächenentwicklung (vgl. Abb. 7) jedoch nicht mit dem Wohnungsleerstand. Vergleicht man die Abb. 5 und 7 miteinander, so ist zu erkennen, dass es nicht nur in Bereichen mit einem geringen Wohnungsleerstand (z. B. Süddeutschland) zu einer Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche kommen wird, sondern auch in den neuen Bundesländern, die über eine hohe Leerstandsquote verfügen.
Abb. 7: Trend der Siedlungsflächenentwicklung
(Quelle: BBR, 2005: 57)
7 Luft
Die Luftqualität hängt zu wesentlichen Teilen vom Energiesektor ab, d.h. vom Energieverbrauch der Haushalte für Strom, Wärme und Bewegung (Mobilität). Veränderungen durch den demografischen Wandel ergeben sich also aus Veränderungen in diesen Bereichen, die bereits oben beschrieben wurden.
Als wesentliche Tendenzen sind der Rückgang der Emissionen im Energiesektor (Strom und Wärme), ein verstärkter Einsatz umweltfreundlicher Energieträger sowie ein möglicher Anstieg der Emissionen im Verkehrssektor zu nennen.
Im Verkehrssektor kann der durch eine erhöhte Verkehrsnachfrage bedingte vermehrte Schadstoffausstoß durch technische Maßnahmen ausgeglichen werden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die technischen Einsparungen des Kraftstoffverbrauchs nicht durch einen Wechsel zu größeren, besser ausgestatteten und damit verbrauchsintensiveren Fahrzeugen wieder ausgleichen. Ein Trend, der in der Vergangenheit leider zu beobachten war. Gegen eine Fortführung dieses Trends sprechen aus heutiger Sicht jedoch folgende Aspekte:
- erhöhte Sensibilisierung der Pkw-Nutzer für den Spritverbrauch, aufgrund der hohen Treibstoffkosten
- Affinität der Pkw-Hersteller zu alternativen Antriebsenergien, aufgrund der sinkenden Ölreserven
- höhere gesetzliche Ansprüche an die Luftqualität, aufgrund von EU-Vorschriften
Der Bereich Luftqualität wird durch den demografischen Wandel voraussichtlich positiv beeinflusst.
8 Zusammenfassung und Ausblick
Wie aufgezeigt werden konnte, lässt sich die einfache Kausalkette „weniger Menschen gleich weniger anthropogene Umweltbelastungen“ für keinen Umweltbereich ableiten. Es gibt immer ein „aber“ und in vielen Fällen ist durch den demografischen Wandel sogar eine Zunahme der Umweltbelastungen zu erwarten. In Tab. 1 sind die wesentlichen Auswirkungen zusammengefasst und bewertet. Gleichzeitig sind hier Hinweise auf Entwicklungen mit aufgenommen, die möglicherweise die prognostizierte Wirkungen abschwächen oder verstärken können.
Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Umwelt generell nicht isoliert betrachtet werden können, sondern nur im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Entwicklungen (Globalisierung, Wertewandel, Konsumverhalten, technologischer Fortschritt, ökonomische Entwicklung, …).
Tab. 1: Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Umwelt
(Quelle: eigene Darstellung)
Umweltbereich
Auswirkungen des demografischen Wandels
abschwächende Entwicklungen
verstärkende Entwicklungen
Gesamt
bewertungNatur und Landschaft
Zunahme der naturbezogenen Freizeitaktivitäten
Verlängerung der Lebensarbeitszeit
-
Zuwachs an natürlichen Flächen durch Rückbau
fehlende Finanzmittel
+/o
Erhöhung der Trennwirkung von Verkehrstrassen
Neubau von Straßen
-
Verlärmung der Landschaft
-
Energie
Rückgang des Energieverbrauchs
neue technische Geräte mit zusätzlichem Energieverbrauch
Energiesanierung des Wohnungsbestandes
+/o
Wasser
Verbrauchsrückgang
Leitungsspülungen
+
Entsiegelung durch Rückbau
fehlende Finanzmittel
o
Boden
offener Boden durch Rückbau
fehlende Finanzmittel
+
Zunahme des Flächenverbrauchs
Anpassung des Wohnungsbestandes an die Wohnwünsche
-
Luft
Rückgang des Energieverbrauchs
Einsatz regenerativer Energien
+
Zunahme der Verkehrsmenge
Einsparungen beim ÖV
-
Außer den oben beschriebenen direkten Umweltwirkungen des demografischen Wandels auf einzelne Umweltbereiche können sich noch weitere allgemeine Wirkungen ergeben, die sich negativ auf die Umweltqualität auswirken können. Insbesondere sind hier zu nennen:
- Veränderungen im Zeitbudget für Ehrenämter
Insgesamt wird sich die Anzahl der potentiellen Helfer im Umweltschutz reduzieren. Gleichzeitig wird jedoch der Anteil der älteren Personen steigen, die über ein größeres Budget an freier Zeit verfügen und dieses u. a für ehrenamtliche Aufgaben einsetzen. „Männer und Frauen ab 65 Jahre verwenden nach den Ergebnissen der letzten Zeitbudgeterhebung mehr Zeit für ehrenamtliche Aufgaben, Hilfeleistungen für andere Haushalte, wie zum Beispiel Kinderbetreuung oder Nachbarschaftshilfe, sowie für die Teilnahme an politischen oder sozialen Veranstaltungen als jüngere Menschen“ (Statistisches Bundesamt, 2005). Im Durchschnitt werden von älteren Menschen 1,5 Stunden mehr Zeit pro Woche für diese Tätigkeiten aufgebracht, als von jüngeren Menschen. In der Summe könnte demnach, trotz Rückgang der Anzahl der ehrenamtlichen Helfer, die gleiche Arbeitszeit erbracht werden. Allerdings kann sich dieses Budget durch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit und intensivere Freizeitaktivitäten deutlich reduzieren. Außerdem müssen die unterschiedlichen Arbeitsintensitäten (Leistungskraft) berücksichtigt werden.- Finanzielle Mittel für den Umweltschutz
Bedingt durch den Einwohnerrückgang müssen viele Kommunen ihre Aufgaben mit weniger Geld erfüllen. Sofern sich die Fixkosten nicht reduzieren lassen, werden sich die Kommunen zunächst auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und freiwillige Ausgaben reduzieren.- Schaffung von kleinen funktionsfähigen Einheiten
Als Alternative zur Konzentration von Einrichtungen, egal ob als Standort der sozialen oder technischen Infrastruktur, können auch kleine, funktionsfähige Einheiten geschaffen werden. Hierdurch lassen sich lange Transportwege vermeiden. Neben wirtschaftlichen Aspekten sollten aber auf jeden Fall auch die ökologischen Konsequenzen einer solchen Entscheidung bedacht werden. Hier sind sowohl positive (z. B. durch Verkehrsvermeidung beim Erhalt von kleinen Schulstandorten), wie auch negative (z. B. durch Bodenverunreinigungen durch eine verminderten Reinigungsleistung von kleinen (Haus-)Kläranlagen) Effekte denkbar.Positiv verstärkend könnte sich dagegen die Veränderung gesetzlicher Rahmenbedingungen auswirken. Derzeit noch unsichere positive Aspekte des demografischen Wandels, wie z. B. der Rückbau nicht mehr erforderlicher Bausubstanz, können durch neue gesetzliche Regelungen abgesichert werden. Denkbar wäre die Umsetzung einer bereits 1999 von Karl Ganser erhobenen Forderung. Er hat vorgeschlagen, ähnlich dem Bundesberggesetz, vom Investor schon bei der Baugenehmigung eine konkurssichere und bankenhinterlegte Rücklage zu verlangen, verbunden mit einer Beseitigungspflicht. Hierdurch wären spätere Rückbaukosten abgesichert.
Wie schlaglichtartig aufgezeigt werden konnte, bedeuten weniger Menschen nicht zwangsläufig auch weniger anthropogen bedingte Umweltbelastungen. Nicht nachhaltige Lebensstile bedingen eine größere Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen. Unsere Umweltprobleme lösen sich also (leider) nicht von allein, trotz demografischem Wandel.
Literatur
BGW (Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft), „Druckvorlage: Entwicklung des personenbezogenen Trinkwasser-Verbrauchs“, im Internet: http://www.bgw.de/pdf/0.1_resource_2005_4_13_6.pdf , Stand: 04.01.2006, Abruf: 19.05.2006
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR); „Raumordnungsbericht 2005“, Bonn 2005
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR); „Regionale Spaltung der Entwicklungsdynamik in Deutschland - Neue Raumordnungsprognose 2020/2050 des BBR zeigt Handlungsbedarfe auf“, Pressemitteilung vom 11. April 2006
Deutsche Wildtier Stiftung; „Keine Zukunft für Meister Petz? Deutsche Wildtier Stiftung fordert breiten gesellschaftlichen Dialog zum Umgang mit Rückkehrern -“, Pressemitteilung vom 24.05.2006, im Internet: http://www.deutschewildtierstiftung.de/presse/pressemitteilungen/2006/060524-pm-meister-petz.php
DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) und infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH); „Mobilität in Deutschland 2002“, Tabellenband, Berlin 2003
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Kontakt:
Dr.-Ing. Frank Schröter
Institut für Verkehr und Stadtbauwesen,
TU Braunschweig
Pockelsstraße 3,
Tel. 0531 / 391 - 7929
E-Mail: f.schroeter@tu-bs.de
Zitierhinweis:
Sie dürfen gerne Textpassagen aus meiner Homepage zitieren.
Bitte geben Sie als Quelle folgenden Hinweis an
(wobei das Abrufdatum zu ergänzen ist):Schröter, F.: "Die Bedeutung des demographischen Wandels für die Umwelt" im Internet: "Homepage Dr. Schröter", (URL: http://www.dr-frank-schroeter.de/index.html), Site: http://www.dr-frank-schroeter.de/umwelt_demografischer_wandel.htm, Stand: 1. August 2006, Abruf: [aktuelles Datum]
Interessante Links:
"Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Umwelt", [PDF, 2,1 MB], Vortrag von Dr. Frank Schröter auf der gemeinsamen Sitzung der Obleute der Arbeitskreise Umwelt, Energietechnik und Verfahrenstechnik der VDI-Bezirksvereine, Nov. 2005
"Konsequenzen der veränderten Bevölkerungsstruktur – für die Region Braunschweig –", IfR-Herbstvortrag 2004 von Dr. Frank Schröter