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(Rechtshinweis)

Stand: 16. September 2015

Magdeburg – Auf den Spuren von Bruno Taut 
Fahrrad-Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Wolfgang Brumund

 

Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.

 

Auf den Spuren von Bruno Taut, so lautete das diesjährige Motto der Fahrradexkursion, die die Regionalgruppe Niedersachsen, Braunschweig/Hannover des IfR in Magdeburg am 11.07.2015 durchführte (vgl.auch IfR-Radtouren). Das Wetter war bestens und die Besichtigungspunkte waren zahlreich und interessant. Dies führte dazu, dass einige Mitglieder nach einem guten Essen auf der Terrasse des „Porten“ (für die „Jüngeren“: Henny Porten, gebürtige Magdeburgerin, war ein Starlet der Stummfilmzeit) direkt neben dem Schauspielhaus, noch bis kurz vor 22.00 die Spuren des legendären Architekten verfolgten und dann in die Regionalbahn nach Helmstedt/Braunschweig stiegen. Trotzdem, schon beim Essen war klar, dass eine weitere Fahrradtour nach Magdeburg Sinn macht. Für den Erfolg der Tour trug Tim Schneider vom  Planungsamt der Stadt Magdeburg bei. Er steuerte gezielt die städtebaulich  bedeutungsvollen Punkte an und gab mit seinen profunden Kenntnissen viele Hintergrundinformationen.

Nach dem ersten Weltkrieg verfolgte der damalige Bürgermeister das Ziel, die Kompetenz der Stadtverwaltung mit erfahrenen Fachkräften zu erhöhen. So rief er 1921 den bekannten Architekten Bruno Taut in sein Verwaltungsteam. Taut war durch frühere Gartenstadtprojekte „Reform“ und „Hopfengarten“ in Magdeburg aufgefallen. Beide Siedlungen im Süden der Stadt sind natürlich auf der Fahrradtour angefahren worden. Die Zeit von BrunoTaut als Stadtbaurat in Magdeburg war nicht lang. Bereits 1924 war sein Engagement beendet. In diesen Jahren leitete er zahlreiche planerische Diskussionsprozesse ein.

Gebäude von ihm selbst entstanden in Magdeburg nur wenige. Erhalten ist noch die ehemalige Ausstellungshalle „Stadt und Land“, die jetzige Hermann Gieseler Sporthalle (nur die Spätabendradler waren bei diesem Besichtigungspunkt noch dabei). Es ist zu hoffen, dass dieses Bauwerk des ehemaligen Stadtbaurates von der Stadt Magdeburg weiter geschätzt und erhalten wird. Es soll wohl „dunkle Wolken“ am Horizont geben.

Farbe, dieses städtebauliche Gestaltungsmittel, das bei Bruno Taut einen erheblichen Stellenwert besaß, löste damals in der Bürgerschaft Madeburgs kontroverse Diskussionen aus. Der Stadtbaurat war nicht unumstritten (aber welcher Stadtbaurat ist schon unumstritten). Historische Postkarten mit einem „Gruß vom bunten Magdeburg“ oder mit dem Rathaus in den Farben der 20ger Jahre und dem  Aufdruck „Magdeburg  die bunte Stadt“ sind Zeugnisse der damaligen Bewegung.

Das Rathaus im Jahr 2015 hat wieder eine schlichte, zurückhaltende Farbfassung, Aber am Domplatz, wo wenige historische bzw. nach dem 2. Weltkrieg wiederaufgebaut Gebäude auf die Architektur der Nachwendezeit, wie z.B. das Verwaltungsgebäude von Bolles und Wilson mit 275 Tonnen bläulichen Natursteinplatten aus Brasilien, treffen, gibt es noch eine Farbexplosion jüngeren Datums. Über die Grüne Zitadelle von Hundertwasser am Domplatz mag man unterschiedlicher Auffassung, von Begeisterung bis die Nase rümpfen, sein. Für Magdeburg ist dieses  bunte Gebäude eine Attraktion, die auch von Touristen angenommen wird. Auch Bruno Taut verfolgte mit bunter Architektur das Ziel, Menschen nach Magdeburg zu locken.

Die Stadt Magdeburg hat hervorragende Publikationen über  die städtebaulich spannende Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erstellt: über die Gartenstädte Hopfenkamp und Reform, natürlich über das Wirken von Bruno Taut und seine Schriftenreihe „Frühlicht“, über die Ausstellungshalle Stadt und Land, über die Stadthalle und über weitere Großsiedlungen der 20ger Jahre. Es macht Spaß, sie zu lesen. Die Veröffentlichungen sind zwar weitgehend vergriffen, lassen sich über die einschlägigen Suchmaschinen dieser Welt auf einen Monitor im Wohnzimmer befördern.

Übrigens, Nachfolger von Bruno Taut als Stadtbaurat von  Magdeburg wurde Johannes Göderitz. Dieser wiederum war nach dem Zweiten Weltkrieg Stadtbaurat in Braunschweig.

Neben den stadtbaugeschichtlichen Spuren konnten sich die Teilnehmer der diesjährigen Fahrradexkursion über aktuelle Themen der Magdeburger Stadtplanung informieren. Überzeugend ist das neue elbnahe Wohnquartier „Am Elbbahnhof“, aber auch die Stadtsanierung in industriell geprägten Stadtteil Buckau hat Akzente gesetzt.

Nachfolgend noch einige Bildimpressionen von der Tour:

     
Abb. 1 Das Magdeburger Rathaus wieder in dezenter Farbgebung. Die kräftigen Farben
von Bruno Taut findet man nur noch auf alten Postkarten
  Abb. 2 Magdeburger Dom
       
   
Abb. 3 Fassade des ehemaligen Centrum – Kaufhaus und Bankarchitektur der
Nachwendezeit am Breiten Weg
  Abb. 4 Wohnungsbau am Alten Elbbahnhof
     
     
Abb. 5 Sanierung in Buckau   Abb. 6 Kunst am Bau in Buckau (Detail der Fassade in Abbildung 5 oberhalb des Gesimses)
     
     
Abb. 7 Baulückenschließung   Abb. 8 Aus Industrie wird Wohnen; Sanierung in Buckau
     
     
Abb. 9 Gartenstadt Reform   Abb. 10 Gartenstadt Reform
     
     
Abb. 11 Wohnen an Elbe   Abb. 12 Kaufhaus in der Zweitverwendung: Das Lesezeichen im Stadtteil Salbke
     
     
Abb. 13 Gierfähre über die Elbe    
     

 

Anmerkung:
Alle Fotos: Wolfgang Brumund, IfR

Wolfgang Brumund
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)

 

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