Stand: 25. Juni 2008 |
Herbstvortrag 2004
Die Herbstvorträge sind eine Vortragsreihe, die jedes Jahr von der IfR-Regionalgruppe Braunschweig/Hannover in Braunschweig veranstaltet werden. Die Teilnahme an den Vorträgen ist in der Regel kostenlos. |
Konsequenzen der
veränderten Bevölkerungsstruktur
- für die Region
Braunschweig -
"Konsequenzen der veränderten Bevölkerungsstruktur – für die Region Braunschweig –", unter diesem Titel stand der diesjährige Herbstvortrag der Regionalgruppe Braunschweig / Hannover des Informationskreises für Raumplanung e.V. (IfR). Der in bewährter Zusammenarbeit mit dem Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig organisiert wurde und am 8. Oktober 2004 in Braunschweig stattfand. Der Vortrag wurde von Dr. Frank Schröter gehalten, der wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehr und Stadtbauwesen der TU Braunschweig ist. In dieser Eigenschaft wurde er von der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) gebeten, für den bundesweiten ARL-Arbeitskreis "Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels" eine Regionalstudie für den Typus "verstädterte Regionen" anzufertigen. Den Arbeitskreis hatte die ARL eingerichtet, um die quantitativen und qualitativen Aspekte des Bevölkerungsrückgangs zu untersuchen. Da die Einflussfaktoren auf die soziodemographischen Prozesse in den verschiedenen Raum- und Siedlungstypen variieren und die demographischen Prozesse eine unterschiedliche Intensität aufweisen, wurden mehrere regional differenzierte Untersuchungen erforderlich, die die Raum- und Siedlungstypen der BBR abdecken sollten. Im Rahmen des IfR-Herbstvortrages wurden die Ergebnisse für den Raum Braunschweig vorgestellt, der den Typus "verstädterte Regionen" repräsentiert.
Der Vortrag zum Demografischen Wandel ist auf großes Interesse in der Region gestoßen. Neben interessierten IfR-Mitgliedern sind Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der umliegenden Gemeinden, sonstiger planender Institutionen und Vertreter der politischen Parteien gekommen.
In seinem Vortrag zeigte Dr. Frank Schröter exemplarisch die Auswirkungen des demografischen Wandels auf bestimmte sektorale Themen und Handlungsfelder auf. Basis war eine Prognose der natürlichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung in der Region Braunschweig, die im Rahmen des Forschungsprojektes "Stadt+Um+Land 2030" erstellt wurde. Im Rahmen der Bevölkerungsprognose wurden mit den Jahren 2015 und 2030 zwei Zeitpunkte betrachtet, bei denen die Wirkungen des demografischen Wandels in unterschiedlich starkem Maße zum Tragen kommen.
Im Rahmen des Vortrags wurden mehrere Wirkungsbereiche betrachtet (Wirtschaftliche Entwicklung, Öffentliche Nahversorgung, Wohnungsmärkte, Soziale Infrastruktur, Bildungswesen, Umwelt, Verkehr, Freizeit und Erholung), die Aussagen soweit möglich hinsichtlich der Städte und Landkreise im Großraum Braunschweig differenziert sowie auf Verflechtungen mit den Nachbarregionen eingegangen.
Die Zentralen Aussagen des Vortrags waren:
- Die Entwicklung der Bevölkerungszahlen in den Gemeinden der Region Braunschweig werden starken Schwankungen unterworfen sein und von plus 30 % bis minus 30 % bis zum Jahr 2030 reichen.
- Das Erwerbspersonenpotenzial wird deutlich zurückgehen und der Anteil älterer Personen an den verbleibenden Erwerbspersonen wird zunehmen. In der Folge wird es eine regionale Konkurrenz um bestimmte Erwerbspersonengruppen geben.
- Die Gemeinden werden deutlich weniger Steuereinnahmen haben, gleichzeitig aber einen hohen Bedarf an Investitionen zur Anpassung der sozialen Infrastruktur.
- Die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs wird sich verschlechtern, insbesondere im ländlichen Raum.
- Der Wohnungsneubau wird drastisch zurückgehen, gleichzeitig wird es Wohnungsleerstände geben.
- Die soziale Infrastruktur muss angepasst werden, Qualitätseinbußen sind wahrscheinlich.
- Im Bildungswesen wird es eine Konzentration der Einrichtungen geben und damit längere Anfahrtswege für die NutzerInnen.
- Der demografische Wandel wird zu keiner Verbesserung der Umweltsituation führen.
- Das Verkehrsaufkommen in der Region (und die damit verbundenen Belastungen) wird weiter zunehmen.
(vgl. dazu ausführlich Mobilitäts-Stadt-Region 2030 - Forschungsergebnisse- (Achtung: PDF File, 7,1 MB !))- Die Bedeutung des Sektors "Freizeit und Erholung" für die wirtschaftliche Entwicklung der Region wird an Bedeutung gewinnen.
Die Region Braunschweig steht derzeit am Scheideweg. Sie kann weitermachen wie bisher: ohne Planungskonzeption, mit Bürgermeisterwettbewerb, Suburbanisierung und Ausrichtung auf den motorisierten Individualverkehr. Dies wird zu einer Zunahme der regionalen Verteilungskämpfe um die (verbleibenden) demografischen Potenziale führen. Sie kann aber auch ein integriertes regionales Konzept für einen "geordneten Rückzug" entwickeln und sich hierbei auf das Zentrensystem konzentrieren, miteinander kooperieren, sich am Wohnungsbestand orientieren und auf die nachhaltige Mobilität setzen.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, das hierbei der Verteilung der Finanzmittel (Steuereinnahmen, Zweckzuweisungen, Förderprogramme, etc.) eine entscheidende Bedeutung zukommt. Aus dem Plenum wurde (von politischen Repräsentanten!) eine stärkere Kontrolle und regionale Abstimmung gefordert. In Zukunft sollten größere Investitionen nur nach regionaler Abstimmung erfolgen dürfen. (vgl. hierzu den Literaturhinweis)
Abschließend kann festgehalten werden, das es der Regionalgruppe wieder gelungen ist, ein für die Region interessantes Thema aufzubereiten und die Herbstvorträge der IfR-Regionalgruppe Braunschweig/Hannover mittlerweile zu einer festen Größe in der Region geworden sind.
Anmerkung:
Die vollständige Regionalstudie wurde inzwischen (mit den anderen Ergebnissen des ARL-Arbeitskreises "Räumliche Auswirkungen des demographischen Wandels") von der ARL veröffentlicht:
Forschungs- und Sitzungsberichte der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL), Bd. 226, Hannover 2006, S. 279 ff.
„Demographische Trends in Deutschland - Folgen für Städte und Regionen“, Paul Gans, Ansgar Schmitz-Veltin (Hg.),
, IfR
(Regionalgruppensprecher)
Interessante Links:
Ankündigungsplakat
(PDF, 51 KB)
Kurzinfo
(PDF, 21 KB)
Literaturhinweis: