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(Rechtshinweis)

Stand: 20. Juni 2017

Göttingen - Stadtquartiere im Wandel 
Fahrrad-Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Dr. Frank Schröter

 

Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.

 

"Göttingen - Stadtquartiere im Wandel" , so lautete das diesjährige Motto der Fahrradexkursion, die die Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) des IfR am 17.06.2017 in Göttingen durchführte (vgl.auch IfR-Radtouren). Nach der Anreise mit Pkw, Fahrrad und Bahn trafen wir uns pünktlich am Hauptbahnhof Göttingen (vgl. Abb. 1), von wo die Tour starten sollte . Das Wetter war nicht ganz so gut, wie vom Wetterbericht vorhergesagt, aber ideal für eine Radtour. Die Besichtigungspunkte waren (wie immer) zahlreich, interessant und sehr gut vorbereitet, diesmal von Doris Gstach (IfR-Vorsitzende), die die Tour organisiert hatte.

IfR-Regionalgruppe am Start    
Abb. 1 IfR-Regionalgruppe am Start    

Die Tour führte uns vom Bahnhof in den Westen der Stadt und dann in den Norden, bis zum Beginn des Radschnellwegs, den wir dann bis zurück zum Bahnhof entlangradeln konnten (vgl. Abb. 2). Zu Beginn erläuterte uns Doris Gstach kurz, was uns an den einzelnen Stationen erwartete (vgl. Abb. 3).

Tourplan   Doris Gstach erläutert die IfR-Radtour
Abb. 2 Tourplan der IfR-Fahrradtour 2017   Abb. 3 Doris Gstach erläuert die Radtour

Die erste Station war das "Our House OM10", ein ehemals besetzes Haus in Göttingen (vgl. Abb. 4 und 5). Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskries 2015 wurde das ehemalige DGB-Haus besetzt, da Wohnraum (nicht nur für Flüchtlinge) knapp war und das Haus bereits sechs Jahre leerstand. Mittlerweile haben die Besetzer das Haus als GmbH gekauft, renovieren es und schaffen in den oberen Etagen Wohnraum und im Erdgeschoss Räume für diverse Vereine, Initiativen, etc.. Ein Beispiel für bürgerliches Engagement, aus dem Viertel, für das Viertel. Interessant auch die Idee der Wohnpatenschaften, bei denen durch Spenden die Mietkosten für Personen übernommen werden, die das Geld alleine nicht aufbringen können. Mehr Infos auf der Homepage von "Our House OM10".

Eingang Our House   Seitenansicht Our House
Abb. 4 Eingangsbereich Our House    Abb. 5 Seitenansicht Our House

Weiter ging es zum Friedensgarten Grone, nachdem wir einen kurzen Zwischenstopp im ehemaligen Soziale Stadt Quartier Grone eingelegt hatten. Hier haben wir uns angesehen, wie durch Reihenhäuser neue Zielgruppen angesprochen wurden und so zu einer sozialen Durchmischung des Stadtteils beigetragen haben.

Der Friedensgarten Grone ist die Keimzelle der Interkulturellen Gärten in Deutschland und feiert dieses Jahr sein 20-jährigen Jubiläum. Hier hatten wir die Möglichkeit, mit den ehrenamtlich Aktiven und den Nutzern des Garten zu sprechen (vgl. Abb. 6). Interessant waren die Aussagen zu den Veränderungen in den 20 Jahren seines Bestehens. So wurden beispielsweise die Regeln zum Nationenproportz bei den Mitgliedern und im Vorstand beibehalten, aber die Anfangs 10 Regeln zur Gartennutzung sind mittlerweile recht umfangreich geworden.

Die Nutzung und Gestaltung der Gärten ist ebenso unterschiedlich, wie die angebauten Pflanzen (vgl. Abb. 7 und 8).

Geschäftsstellenleiter Westhagen

 

Internationale Gärtner   Beet im Internationalen Garten
Abb. 6 Internationaler Garten Abb. 7 Beet im Internationalen Garten
Kopfbau, der mit der Hausnummer 29 direkt an der John-F.-Kennedy-Allee entstehen wird, im Erdgeschoss ein Backshop mit Café eröffnen wird. Darüber hinaus wird die NEULAND in diesem Gebäudeteil Kommunikationsräume schaffen, die als Treffpunkt im Quartier und als zentraler Ort für Begegnungen und Veranstaltungen genutzt werden sollen.

Zum Abschied unseres kurzen, informativen Besuchs übergab die IfR-Vorsitzende dem Gründer des Friedensgarten Grone, Shimeles Tassew, und einer ehrenamtlichen Helferin noch ein kleines Geschenk vom IfR (vgl. Abb. 9).
     
Garten im Internationalen Garten   Geschenkübergabe
Abb. 8 Garten im Internationalen Garten Abb. 9 Die IfR-Vorsitzende überreicht ein kleines Dankeschön-Geschenk

Vom Friedensgarten Grone ging es weiter zu einem aktuellen Soziale Stadt Gebiet, der Weststadt in Göttingen. Hier empfing uns Christian Hölscher, vom Sanierungsbüro. Er erläuterte uns die Geschichte des Sozialen Stadt Gebietes, von den Anfängen und Problemen im Jahr 2010, bis zu den bereits erreichten Veränderungen und den zukünftig noch geplanten Maßnahmen. Im Anschluss machten wir einen kleinen Rundgang durch das Quartier und konnten uns auch die ersten bereits sanierten Gebäude ansehen (vgl. Abb. 10 und 11). Ebenfalls interessant war der bereits umgestaltete Quartiersplatz an der Pfalz-Grona-Breite (vgl. auch Konzeption). Die Neugestaltung wurde mit Architekturbüros und einer intensiven Bürgerbeteiligung geplant. Besonders zu erwähnen ist, dass zwei der beteiligten Kinder auch als stimmberechtigte Mitglieder in der Jury saßen.

Weststadt-sanierte Gebäudefront   Weststadt-sanierte Gebäude
Abb. 10 Sanierte Gebäude in der Weststadt   Abb. 11 Nebenanlagen der sanierten Gebäude in der Weststadt

Von der Weststadt fuhren wir entlang des Leineradwegs nach Weende. Im Jahr 2011 sollte hier das Freibad geschlossen werden, um durch Einsparungen zum Entschuldungshilfeprogramm der Stadt Göttingen beizutragen. Es gründete sich der Förderverein Freibad Weende e.V., der aktuell 691 Mitglieder hat. Der Verein erarbeitete Gegenvorschläge zum Erhalt des Freibads. Am Ende stand das Freibadkonzept Weende (vgl. Abb. 12). Wesentliche Eckpunkte des Konzeptes sind:

  • Bad mit biologischer Klärung, aber gespeist von der Weendequelle
  • Erhalt der 50 m Bahnen
  • Erhalt des 10 m Turms (vgl. Abb. 15)
  • Sandstrand am Nichtschwimmerbecken
  • Wassermatschplatz
  • Erhalt der Großrutsche (vgl. Abb. 16)
  • Beitrag des Fördervereins (von ca. 18.000 EUR) zu den Unterhaltungskosten

 Um den jährlichen Beitrag zu den Unterhaltungskosten "erwirtschaften" zu können, organisiert der Förderverein vielfältige Aktionen (z.B. Weihnachtsmarkt, Schwimmunterricht, Freibadfrühstück, Moonlightschwimmen). Eine dieser Aktionen ist auch ein Kalender, mit Motiven des Freibads. Diesen Kalender bekamen die Mitglieder der IfR-Radtour von Hansjochen Schwieger (Beisitzer des Vorstandes) geschenkt (vgl. Abb. 13 und 14). Für 2018 ist ein Kalender mit Motiven der aktuellen Umbauarbeiten geplant. Da hierfür während unseres Besuchs gerade Fotos gemacht wurden, ergab sich auch eine schöne Gelegenheit für ein Gruppenfoto, mit allen Teilnehmenden (vgl. Abb. 14).

Freibadkonzept Weende   Kalender Freibad Weende
Abb. 12 Freibadkonzept Weende    Abb. 13 Kalender des Freibads Weende

Gruppenfoto IfR-Regionalgruppe
Abb. 14
Gruppenfoto der IfR-Regionalgruppe (Foto: Förderverein Freibad Weende e.V.)

Nachdem uns Herr Schwieger die Entstehungsgeschichte des Fördervereins und das Freibadkonzept erläutert hatte, konnten wir einen kurzen Blick auf die Umbauarbeiten, den 10 m-Sprungturm, die Groß-Wasserrutsche und das Sprungbecken werfen (vgl. Abb. 15 und 16). Auf dem Gelände werden auch zwei Beachvolleyball-Wettkampffelder, ein Soccerfeld, Trampoline, Kletterfelsen und Trimmgeräte entstehen. Damit diese Einrichtungen und die Parkanlage nicht nur während des Freibadbetriebs zugänglich sind, wird die Wasserfläche so gesichert, dass nach Ende des täglichen Bedebetriebs (und im Winter) das übrige Gelände als Parkfläche zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung steht (außer Nachts). Zur besseren Nutzung wird auch ein weiterer Zugang zum Gelände im nördlichen Bereich geschaffen.

Sprungturm   IfR-Regionalgruppe vor dem Sprungturm
Abb. 15 Sprungturm   Abb. 16 IfR-Regionalgruppe vor dem Sprungturm

Nachdem wir uns das Freibad Weende angesehen hatten, ging es langsam zurück zum Hauptbahnhof. Hierzu nutzten wir den Radschnellweg (vgl. Abb. 17), und Dank der Zählstationen am Rand des Radschnellwegs (vgl. Abb. 18) konnte die IfR-Regionalgruppe Niedersachsen auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Radschnellweg   Zählstation Radschnellweg
Abb. 17 Radschnellweg Abb. 18 Zählstation am Radschnellweg

Die IfR-Regionalgruppe Niedersachsen puscht die Zählwerte für den Radschnellweg (vgl. Abb. 19).

IfR-Regionalgruppe an der Zählstation    
Abb. 18 IfR-Regionalgruppe wird gezählt    

Auf dem Weg zum Bahnhof legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp in der Nordstadt ein. Aus einer ersten Quartiersanalyse wurden eine Reihe von Problemlagen deutlich, die uns Doris Gstach an einem Übersichtsplan erläuterte (vgl. Abb. 20):

·        Hohe Verkehrs-/Lärm, und Luftbelastung

·    Überdimensionierte und autogerechte Gestaltung von Straßenräumen / Nutzungskonflikte / Querungsprobleme

·    Hoher Flächenverbrauch für Parkplatze

·    Eingangssituationen Quartier durch MIV überlastet und ungestaltet

·    Verkehrsachsen v.a. in Nordsüdrichtung, Ost-West Verbindungen schwach ausgeprägt, schlechte Anbindung an Universität;

·    Barrierewirkung Weender Landstr. / Hannoversche Straße

·    Fehlende öffentliche Grünflächen

·    geringe Qualität öffentlicher Räume und Plätze

·    Fehlende Quartiersmitte

 Darüber hinaus zeichnet sich auch die Bevölkerungsstruktur durch einige Abweichungen vom städtischen Durchschnitt aus. Die Bevölkerung im Stadtteil besteht überwiegend (61%) aus 19 - 30jährigen (städtischer Durchschnitt 27%), die Senioren sind mit 9% eine relativ kleine Gruppe im Stadtteil (Stadt: 22%), außerdem gibt es kaum Familien (Kinder unter 12: 5,7%, Stadt 8,4%).

 Das Ziel der Stadt ist daher die Aufnahme der Nordstadt in das Städtebauförderungsprogramm.

Blick auf den Plan    
Abb. 20 Blick auf den Plan     

Beim angrenzenden Satorius-Areal (einem Pharmazulieferer) konnten wir uns Planungen für Umnutzungen von Gewerbebrachen, Nachverdichtung und Aufwertung des öffentlichen Raumes ansehen. Das Sartorius-Gelände, mit einer Größe von ca 2 ha, wird derzeit für eine Neubebauung vorbereitet. Der Neubau soll 2018 beginnen und 2020 fertig gestellt sein. Als Nutzungen sind u.a. freifinanzierter Wohnungsbau, mit bis zu 450 Wohnungen und ein öffentlicher Platz vorgesehen. Außerdem soll Raum für Firmengründungen/Dienstleistungen sein und auch ein Gesundheitscampus ist im Gespräch. Geplante hohe Gebäude zur Weender Landstraße sollen als Lärmschutz dienen. Insgesamt ist eine Bruttogeschossfläche von 44.000 qm vorgesehen, mit einem Investitionsvolumen von ca. 100 Mio. EUR.

Nachdem wir viele Veränderungen in den Wohngebieten in Göttingen gesehen hatten und die ganze Tour ohne Regenschauer absolvieren konnten, waren wir bereit für den gemütlichen Teil. Im Café Botanik im alten Botanischen Garten konnten wir die Tour gemütlich ausklingen lassen.

An dieser Stelle noch einmal ein besonderer Dank an unsere Vorsitzende (Doris Gstach), die die Tour sehr gut vorbereitet hat und fast für jeden Zwischenstopp einen fachlich versierten Ansprechpartner gewinnen konnte, der uns das jeweilige Projekt vorgestellt hat. Diesen Ansprechpartnern gilt auch unser besonderer Dank!

 

Anmerkung:
Alle Fotos (mit Ausnahme von Abb. 14): Dr. Frank Schröter, IfR

Dr. Frank Schröter
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)

 

Interessante Links:

 

e-mail   ifr@dr-frank-schroeter.de