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(Rechtshinweis)

Stand: 28. September 2020

Bahnhof Börßum 
Fahrrad-Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Dr. Frank Schröter

 

Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.

 

Das Jahr 2020 ist durch die Corona-Pandemie geprägt. Abstände und der Verzicht auf Großveranstaltungen sind wichtige Rahmenbedingungen, um Ansteckungen zu vermeiden. Hiervon ist leider auch die IfR-Regionalgruppe betroffen. So mussten Regionalgruppentreffen und geplante Exkursionen ausfallen bzw. wurden verschoben. Ende des Sommers war die Lage etwas "entspannter", so dass wir uns entschlossen haben, eine Exkursion im kleinen Kreis (dem harten Kern der IfR-Regionalgruppe) durchzuführen. Abstand und frische Luft bietet eine Fahrradexkursion.

 Vor diesem Hintergrund haben wir beschlossen, die bereits für 2019 vorgesehene und auf 2020 verschobene Exkursion zum Bahnhof Börßum als diesjährige Fahrradexkursion zu realisieren (vgl.auch IfR-Radtouren). Damit wir ohne Stress pünktlich zu unserem Besichtigungstermin in Börßum erscheinen, haben wir uns entschlossen, mit der Bahn von Braunschweig nach Börßum zu fahren und die Fahrräder mitzunehmen. Somit startete die diesjährige Fahrradexkursion der Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) des IfR am 12.09.2020 am Hauptbahnhof Braunschweig.

Das Wetter war wieder einmal gut für eine Radtour. C. Löher (Abteilungsleiter der Abteilung Planung beim LK Wolfenbüttel und IfR) hat den Besichtigungstermin beim Bahnhof Börßum und die Tour zurück nach Braunschweig organisiert. Nachdem wir pünktlich in Börßum angekomen sind, stellten wir unsere Fahrräder an der neuen Fahrradabstellanlage ab (vgl. Abb. 1). Da der Samtgemeindebürgermeister Marc Lohmann leider kurzfristig verhindert war, hat uns freundlicherweise Frau Katrin Scholtysik die Umbaumaßnahmen am, im und um den Bahnhof herum erläutert (vgl. Abb. 2).

IfR-Regionalgruppe stellt die Fahrräder ab   IfR-Regionalgruppe guckt die Außenanlagen an
Abb. 1 IfR-Regionalgruppe "testet" die neue Fahrradabstellanlage   Abb. 2 Katrin Scholtysik (3. v.l.) erläutert der IfR-Regionalgruppe das Umbaukonzept des Bahnhofs Börßum

Vor 159 Jahren ist der Bahnhof an der zweitältesten Bahnstrecke in Deutschland zwischen Braunschweig und Bad Harzburg nach Plänen von Karl Ebeling errichtet worden (vgl. Abb. 3). Der Ort hat sich damals von einem Bauerndorf zu einem Eisenbahnerdorf entwickelt, was mit einer enormen Bevölkerungszunahme verbunden gewesen ist. Börßum war jahrelang ein bedeutender Bahnknotenpunkt in Deutschland. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verlor der Bahnhof jedoch immer mehr an Bedeutung. 1975 wurde das Gebäude letztmalig saniert, Ende 1986 schloss die Fahrkartenausgabe. Das Gebäude drohte zu verfallen, ehe sich die Samtgemeinde 2007 zum Kauf des Gebäudes für 135.000 Euro entschloss. Es folgte ab 2014 eine umfangreiche Sanierung und Umgestaltung des Gebäudes unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes (vgl. Abb. 4).

Bahnhof Börßum früher      Bahnhof Börßum heute
Abb. 3 Historisches Bild vom Bahnhof Börßum   Abb. 4 Saniertes Gebäude des Bahnhofs Börßum

Im Bahnhofsgebäude erläuterte uns Frau Scholtysik zunächst die Rahmenbedingungen für den Umbau (vgl. Abb. 5). Die Erinnerung an die frühere Nutzung wird auch durch die Leihgabe von Sammlerstücken, wie einem historischen Fahrkartenautomaten (vgl. Abb. 6), hoch gehalten.

IfR-Regionalgruppe im Bahnhof Börßum   Historischer Fahrkartenautomat
Abb. 5 Die IfR-Regionalgruppe hört interessiert den Erläuterung von Frau Scholtysik zu    Abb. 6 Historischer Fahrkartenautomat

Die Samtgemeinde besitzt nun einen modernen Verwaltungssitz in einem historischen Ambiente. Hierfür ist die Verwaltung aus dem Zentrum von Börßum an den westlichen Ortsrand gezogen. Abb. 7 zeigt eindrucksvoll die Veränderung vom alten Verwaltungsgebäude zum neuen Verwaltungsgebäude im alten Bahnhof. Hierbei gehörte viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was aus den Räumlichkeiten (vgl. Abb. 8) eimal werden könnte. Mit umgezogen ist die Polizei und auch die verbliebene Restfläche im Bahnhof ist bereits vermietet. Bei Bedarf lässt sich so auch die Fläche für dier Gemeindeverwaltung erweitern.

Verwaltungsgebäude Börßum   Bild vom Umbau
Abb. 7 Altes und neues Verwaltungsgebäude Abb. 8 Foto von den Umbaumaßnahmen
Kopfbau, der mit der Hausnummer 29 direkt an der John-F.-Kennedy-Allee entstehen wird, im Erdgeschoss ein Backshop mit Café eröffnen wird. Darüber hinaus wird die NEULAND in diesem Gebäudeteil Kommunikationsräume schaffen, die als Treffpunkt im Quartier und als zentraler Ort für Begegnungen und Veranstaltungen genutzt werden sollen.

Im Bahnhofsgebäude hat auch der Sitzungssaal der Gemeinde Platz gefunden (vgl. Abb. 9). Der Sitzungssaal ist eher praktisch eingerichtet und erinnert nur wenig an früheren Prunk, wie beispielsweise im alten Wartesaal (vgl. Abb. 10).

     
IfR-Regionalgruppe im Sitzungssaal   Historischer Wartesaal
Abb. 9 Sitzungssaal Abb. 10 Historischer Wartesaal

Nachdem wir uns das Gebäudeinnere angesehen haben, schauten wir uns im Anschluss den Außenbereich an. Hier wurde u.a. Wert auf einen barrierefreien Zugang gelegt (vgl. Abb. 11). Aber auch das Bahnhofsumfeld wurde in die Neugestaltung mit einbezogen, so z.B. durch Anlage von Aufenthaltsflächen und einer Aussichtsplattform (vgl. Abb. 12).


Barrierefreier Zugang   Einbindung der Umgebung
Abb. 11 Barrierefreier Zugang zum Verwaltungsgebäude   Abb. 12 Einbezug der Umgebung (Aussichtsplattform)

Beim Rundgang kann man immer wieder liebevolle Details erkennen, wie beispielsweise bemalte Wartungskästen (vgl. Abb. 13). Aber auch die Bahnsteige wurden umgebaut. Der Mittelbahnsteig wurde auf einer Länge von 140 Metern von bisher 38 auf jetzt 55 Zentimeter gebracht, was einen stufenfreien Ein- und Ausstieg aller Fahrgäste in alle auf der Strecke eingesetzten Triebwagen erlaubt

Taktile Leitstreifen (für sehbehinderte Menschen) wurden an den Bahnsteigkanten eingebaut. Neue Wartebereiche und ein dynamisches Informationssystem vervollständigen die Ausstattung der Bahnsteige. Das historische Bahnsteigdach wurde in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde an die neuen Gegebenheiten angepasst (vgl. Abb. 14).

Börßum erhielt zudem einen neuen Fußgängertunnel mit Treppen und Aufzügen. Mit diesem Tunnel kommt eine weitere Verbesserung hinzu: Sollte dieser ursprünglich nur zum Mittelbahnsteig führen, haben sich Gemeinde, Regionalverband und Deutsche Bahn darauf geeinigt, ihn bis zur Westseite der Gleise zu verlängern. So ist bereits jetzt eine Anbindung an den dortigen von der Samtgemeinde Oderwald geplanten Park & Ride-Parkplatz geschaffen worden. Von dieser Seite ist der Tunnel nur über eine Treppe zu erreichen. Die Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro für die Verlängerung finanziert der Regionalverband. Von der Ostseite ist der Tunnel barrierefrei erreichbar.

Wandmalerei am Bahnhof Börßum   Restaurierter Wartebereich
Abb. 13 Wandmalereien am Bahnhof Börßum    Abb. 14 Wartebereich auf dem Bahnsteig

Bei der Gestaltung des Außenbereichs wurde auch an die Intermodalität gedacht, die Verknüpfung der Verkehrsmittel. So gibt es eine "normale" Fahrradabstellanlage (vgl. Abb. 15), aber auch eine wettergeschützte Abstellmöglichkeit in einer Box (vgl. Abb. 16). Der Zugang wird über eine App gesteuert, so dass die Zugangshürde gering gehalten wird. 

Radabstellanlage   Fahrradabstellbox
Abb. 15 Fahrradabstellanlage    Abb. 16 App-gesteuerte wettergeschützte Fahrradbox

Die Fahrradabstellanlage enthält auch eine Reparaturstation, an der man kleinere Reparaturen am Fahrrad direkt vor Ort erledigen kann (vgl. Abb. 17). Integriert ist auch eine Luftpumpe, die wir gleich getestet haben (vgl. Abb. 18).

Fahrradreparaturstation   IfR-Regionalgruppe nutzt die Fahrradreparaturstation
Abb. 17 Fahrradreparaturstation an der Fahrradabstellanlage am Bahnhof Börßum    Abb. 18 IfR-Regionalgruppe testet die Luftpumpe der Fahrradreparaturstation
     

Für den motorisierten Individualverkehr (MIV) gibt es einen P+R Platz (vgl. Abb. 19). Hier sind auch ein bis zwei reservierte Stellplätze für E-Autos vorgesehen, die um eine Ladestation ergänzt werden, an der man z.Z. noch  sein Fahrzeug kostenlos aufladen kann (vgl. Abb. 20).

 
Parkplätze   E-Ladestation
Abb. 19 P+R-Platz mit Parkplätzen für E-Autos und Ladestation, am Bahnhof Börßum    Abb. 20 E-Ladestation

Nach der Besichtigung des Bahnhofs Börßum machten wir uns auf den Rückweg nach Braunschweig. Auf der Tour durch den Landkreis Wolfenbüttel zeigte uns C. Löher noch einige Neubaugebiete und geplante Projekte (vgl. Abb. 21). Auf dem Rückweg hatten wir teilweise die Straße für uns allein, so dass wir gut Abstand halten konnten (vgl. Abb. 22).

Neubaugebiet   IfR-Regionalgruppe auf Tour
Abb. 21 Neubaugebiet im Landkreis Wolfenbüttel    Abb. 22 IfR-Regionalgruppe auf dem Rückweg nach Braunschweig

Unsere letzte Etappe war dann der Ausklang im Gambit in Braunschweig am Frankfurter Platz. Seit mehr als 20 Jahren kehren wir hier gerne von Zeit zu Zeit ein, man könnte schon fast von einer IfR-Radtour-Tradition sprechen!? Begonnen mit unserer ersten IfR-Radtour 1999 (vgl. dort Abb. 8 und 9), die auch durch den Landkreis Wolfenbüttel ging. Auch die IfR-Radtouren 2000, 2007, 2009, 2011, 2012 und 2018 führten uns zum Abschluss ins Gambit. Während uns am Anfang das "Brot im Blumentopf" ins Gambit zog, ist es jetzt (nach geändertem Besitzer und Speisekarte) das gemütliche Ambiente.

 

Anmerkung:
Alle Fotos (soweit nicht anders gekennzeichnet): Dr. Frank Schröter, IfR

Dr. Frank Schröter
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)

 

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